Berufsorientierung: Achtklässler sind zwei Wochen beim Handwerk
Schon seit Jahren arbeitet das Bildungszentrum des Internationale Bunds (IB) in Mannheim erfolgreich mit der Geschwister-Scholl-Realschule zusammen und bietet den Schülern ein Berufsorientierungsprogramm (BOP) an.
Was ist der IB?
Der internationale Bund ist deutschlandweit ein großer Dienstleister in der Jugend-, Sozial- und Bildungsarbeit. Er unterstützt Jugendliche, Erwachsene und Senioren unabhängig von ihrer Herkunft, Religion oder Weltanschauung dabei, ein selbstverantwortetes Leben zu führen. Er ist Dienstleister in den Bereichen der beruflichen Aus- und Weiterbildung, Qualifizierung und sozialer Arbeit. Die Einrichtung des IBs in Mannheim Neckarau hat verschiedene Ausbildungswerkstätten und Schulungsräume. Das dortige Lehrpersonal besteht aus qualifizierten Ausbildungs- und Beratungslehrern.
Was hat der IB mit der GSR zu tun?
Jede achte Klasse unserer Schule darf ein zweiwöchiges Praktikum in den Ausbildungswerkstätten des Mannheimer IBs absolvieren. Dafür fahren die Schüler für 10 Schultage eigenständig in den Stadtteil Neckarau. Dort sind sie jeden Tag von 8.00 bis 15.30 Uhr in den hauseigenen Werkstätten und werden von den dortigen Handwerksmeistern und Lehrern in Praxis und Theorie unterrichtet. Einen Teil der Zeit sind die Klassenlehrer der Schüler vor Ort, um zu sehen wie die Schüler mitarbeiten. Die Schülerinnen und Schüler können dort mehrere Berufsfelder praktisch erproben: Farbe bzw. Lackieren und Malen (2 Tage), kaufmännische Berufe (1 Tag), Kosmetik und Körperpflege (1 Tag), Metall (2 Tage), Medizin/Soziales (2 Tage), Handel/Logistik (1 Tag) und Holz (1 Tag). Die unterrichtenden Lehrer dieser Berufsfelder sind Handwerksmeisterinnen und -meister und gestandene Persönlichkeiten aus dem Berufsleben. Viele von ihnen führen einen eigenen Meisterbetrieb in Mannheim.
Wie sind die einzelnen Projekttage strukturiert?
Die Schüler lernen mindestens vier der oben genannten Berufsfelder praktisch kennen. Dazu wird eine Klasse geteilt. Jeweils rund 15 Schülerinnen und Schüler erhalten in Kleingruppen Informationen zu den Berufen. Danach probieren sie selbst Tätigkeiten und typische Arbeitsgänge aus oder stellen Produkte und Werkstücke her.
Ablauf eines Tages beispielsweise bei der Kosmetik- und Körperpflege mit Frisörhandwerk: Die Schüler erhalten am Vormittag von der Ausbildungsmeisterin Birgit Sauer zunächst theoretische Einblicke in das Friseurhandwerk. Sie behandelt mit ihnen Theoriefelder wie richtiges Haare reinigen und pflegen, Arbeitsabläufe bei der Haarwäsche, Handschutz und Hygieneplan, Kämme und Bürsten, die Haut, Hautbeurteilung und Bestimmung des Hauttyps, Tätigkeiten bei der Körperpflege, Schminkwerkzeuge und Schminkpflege, Make-up, Frisör/in – Beruf, Gehalt und Ausbildung und zum Abschluss gibt es einen Fragebogen zum Friseurhandwerk „Praxistest Fachtheorie“.
Danach dürfen die Schülerinnen und Schüler das Frisör- und Kosmetikhandwerk selbst ausprobieren: Sie waschen sich gegenseitig unter fachmännischer Anleitung von Frau Sauer die Haare und schneiden sie sich gegenseitig. Sie lernen den sachgerechten Umgang mit Lockenwicklern, Kämmen, Bürsten, Haarpflegeprodukten und die Anwendung von Kosmetikprodukten. Die Schüler erhalten von Frau Sauer immer ein unmittelbares Feedback. Am Ende des Tages gibt es mit ihr eine Abschlussbesprechung. Frau Sauers Beobachtungen von jedem Schüler fließen in schriftliche Einzelbewertungen ein, die am Ende der zwei Wochen mit den Ergebnissen aus den anderen Praxisbereichen zusammengeführt werden.Ablauf zweier Tage im Fachbereich Farbe bzw. Lackieren und Malen: Die Schüler erhalten von Maler- und Lackiermeister Herrn Sauer Einblicke in ausgewählte Aspekte der Fachtheorie und zur Ausbildung als Maler und Lackierer. Anschließend erstellen sie in aufwändigen Arbeitsschritten als Werkstück ein Schachbrett auf einem Holzbrett. Sie probieren und lernen dabei typische Arbeitsprozesse wie das Schleifen, Grundieren, Färben, Trocknen, Abkleben und verschiedene Formen des Farbauftrags wie das Streichen, Tupfen oder Sprühen. Auch nach diesen zwei Tagen wird jeder einzelne Schüler von Herrn Sauer evaluiert. Jeder erhält während des Arbeitens ein persönliches Feedback.
In diesen Tagen werden die Schüler vor allem in ihren eigenen Fähigkeiten bestärkt. Interessen werden geweckt oder bestätigt, oder aber auch Abneigungen bekräftigt. Und das ist gut so, denn der Übergang von der Schule in eine mögliche Berufsausbildung soll damit erleichtert und verbessert werden. Den Ausbildern bietet sich während der Praktikumstage die Möglichkeit, die Schüler als Menschen in Bezug auf die ausgeübten Tätigkeiten kennenzulernen. Der Leiter des IBs in Mannheim, Herr Udo Zimmermann, der selbst Unterrichtsteile übernimmt, berät zum Schluss jeden einzelnen Schüler hinsichtlich seiner persönlichen Stärken und Schwächen. In den Gesprächen erfolgt die gemeinsame Auswertung aller Praktikumstage mit den Schülerinnen und Schülern, den Klassenlehrern und den Eltern. Herr Zimmermann zeigt den Schülern individuelle Entwicklungsmöglichkeiten auf. Dies steigert die Motivation vieler Schüler hinsichtlich ihres Schulabschlusses. Auch die Wahl des Betriebspraktikums in Klasse 9 wird dadurch erleichtert. Mit Bedauern stellt Herr Zimmermann jedoch fest, dass von Seiten der Eltern das umfassende Beratungsangebot sehr selten wahrgenommen wird, geht es doch schließlich um die Zukunft des eigenen Kindes.
Inklusive Vor- und Nachbereitung dauert dieses qualitativ hervorragende Projekt ca. 80 Stunden. Für die Kooperation des IB mit der GSR ist Frau Firdes Albayrak verantwortlich, die sich jedes Jahr erneut engagiert und erfolgreich um das Gelingen bemüht.